Mit den steuerrechtlichen Gesetzesänderungen zu Beginn der 2020er-Dekade betreffend Homeoffice und heimisches Arbeitszimmer ist die private Umwidmung von Wohn- zu Arbeitsflächen in den Fokus der Inneneinrichtung gerückt.
Wie aber nun konzipiert und realisiert man einen heimischen Arbeitsplatz, sodass er
Industrial Strength[/i] aufweist, also professionellen Ansprüchen genügt, sich dabei harmonisch in das sonstige Einrichtungskonzept einfügt und dabei reinigungs- und wartungsfreundlich ist und mit den Aufgaben wachsen kann?
Die Antworten auf diese Fragen liefert ein Top-Down-Vorgehen, angefangen bei den unterzubringenden technischen Baugruppen.
Die Arbeitsfläche bemaßen – vom Handling ausgehend
Die im TV und auf sogenannten [italic]Symbolbildern[/italic] omnipräsenten Laptops/Notebooks sind kein dauerhafter Ersatz für eine stationäre Workstation. Große Monitore, Keyboards mit nummerischem Block und Sondertasten und voller Breite sowie Maus/Vertikalmaus/Trackball sind bei Dauerverwendung mehrwerte Vorteile. Ergonomie-Experten benennen klar die Nachteile reiner Laptop-Lösungen. Bekämpft man diese Nachteile mit Dockingstations, wird das gestalterische Plus – keine technischen Aufbauten, maximal ein Kabel – zum gestalterischen Malus. Die Dockingstation selbst wird optischer Ballast und Platzräuber.
Deshalb setzt eine solide Planung bei stationärem PC und Monitor(en)/Tastatur und Zeigegerät auf der Arbeitsfläche an.
Tiefe
Als Standard können heute 24´´ Monitore gelten, mit 27´´ im Ansatz ist man gut aufgestellt.
Den ergonomischen Abstand zu einem 27´´ Monitor gibt Heise mit 91 cm bis 112 cm an, 100 cm = 1 m ist ein handlicher Mittelwert. Die Verfasser*in dieser Zeilen sitzt auf einem Schreibtischstuhl, dessen Rückenlehne 40 cm von der Schreibtischkante entfernt ist, somit die Augen etwa 30 cm. Das resultiert in einer minimalen Schreibtischtiefe von 70 cm zuzüglich halber Monitortiefe.
Damit sind 80 cm Schreibtischtiefe ein guter Richtwert. Diese Tiefe erlaubt es auch, die Tastatur bei Bedarf so weit nach hinten – gegebenenfalls auf den Monitorfuß – zu schieben, dass man auf DIN-A4-Papier hochkant schreiben kann.
Breite
Die Anzeigefläche eines 27´´ Monitors mit 16:9 Geometrie ist rund 60 cm breit, mit etwas Rahmen kann man mit 65 cm rechnen.
Setzt man drei nebeneinander platzierte Monitoren an, so kommt man auf 2 m Schreibtischbreite. Auch 1,80 m sind noch eine sinnvolle Breite, sollten es wirklich drei Monitore werden, so müssen die äußeren sowieso nach innen gedreht werden.
Das ist ein Schätzwert zur sicheren Seite. Wenn weniger Monitore genutzt werden, wird Platz frei für Ablagen, Postkörbe etc.
Den Arbeitsplatz realisieren und stylen – Arbeitsplatte, Unterstellböcke und Deko
Die große errechnete Arbeitsfläche lässt sich mit einer schlichten Arbeitsplatte (Holz oder Metall) auf Unterstellböcken oder Stützen mit Schraubverbindung realisieren. Da kein massiver Korpus den Unterraum verstellt, gewinnt man so Beinfreiheit und Platz für PC und Kabelführung.
Wie nun bindet man dies Aggregat in ein Wohnkonzept ein?
Der gut sortierte Deko-Großhandel zeigt die Bandbreite möglicher Gestaltungsansätze auf.
Eine solch schlichte Form wie ein großes Rechteck aus Holz oder Metall ist ein visuelles Neutrum, eine Leinwand noch ohne Farbe. Die technischen Arbeitsmittel hingegen prägen der Gestaltungseinheit einen Charakter auf, vor allem der/die in der Höhe ausbauenden Monitor/e.
Diese Blickfänger gilt es, durch Beistellen von Lampen und anderem Mobiliar zu entschärfen – oder, wenn technisch-nüchternes Ambiente gewünscht wird, zu ergänzen.
Schon eine einzige Lampe auf der Ecke der Arbeitsplatte und strategisch ausgewählte Wandbilder etwa können den Übergang von einem Etagenflur in Shabby Chic zur notwendig technischen Schreibtischkultur glätten.
Hinzu treten Freiflächen in Aktenregalen oder auf Aktenschränken. Auch hier kann das Thema der übrigen Einrichtung durch stilistisch passende kleine Dekoelemente – etwa Bücherstützen, Vasen oder Skulpturen – aufgegriffen werden.
Wartungsfreundlichkeit und Planung auf Zuwachs
Computer sind immer Staubmagneten. Beim letzten Hardwarekauf wurde die Verfasser*in dieser Zeilen gefragt, ob sie nicht auch Luftfilter für ihren neuen [italic]Staubsauger[/italic] – gemeint war der Selbstbau-PC – erwerben wolle (sie tat es).
PC-Lüfter sorgen für einen Luftstrom, zudem erzeugt Stromfluss ein magnetisches Feld, das auf elektrostatisch geladene Stäube wirkt (Lorentzkraft). Sowohl an den Eintrittsöffnungen des PC-Gehäuses als auch rund um die Anschlüsse bilden sich deshalb Staubnester. Zudem verstaubt der Innenraum des Gehäuses, was die Lüfterleistung beeinträchtigen und im schlimmsten Fall sogar Brände verursachen kann.
Deshalb ist regelmäßige Reinigung der PC-Umgebung und auch des Inneren des Gerätes notwendig.
Die beschriebene Arbeitsplatzlösung mit einer Arbeitsplatte auf Böcken oder Schraubstützen ermöglicht den allseitigen Zugang und einfaches Trennen des Gerätes vom Kabelbaum bei Reinigungsarbeiten.
Unter der Arbeitsfläche sollte Platz für ein PC-Gehäuse mit Big-Tower (oder Full-Tower) Höhe von 20´´ + 4´´ Freihöhe oder insgesamt circa 60 cm Höhe bleiben. Die lichte Breite sollte mehr als 10´´ oder 25 cm betragen und die lichte Tiefe über 60 cm. Auch wenn PC-Gehäuse heute meist geringere Maße aufweisen, so ist zusätzlicher Platz für Kabelführung, Luftzirkulation und Wartungsfreundlichkeit immer ein Plus.