Düsseldorf/Nimwegen (NL) (ots) –
Vier Tage, 40 Kilometer, zehn Kilogramm Marschgepäck – die 4daagse sind für die Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr DAS Marsch-Highlight im Jahr. Am 16. Juli gingen rund 340 Teilnehmende im niederländischen Nimwegen an den Start. Eindrücke von der Strecke, den Marschteilnehmenden, dem Funktionspersonal und warum der letzte Tag ganz anders lief als geplant.
„Germany, are you ready?“ dröhnt es aus dem Lautsprecher. Es ist 6.00 Uhr morgens, rund 340 Soldatinnen und Soldaten warten mit Marschgepäck im niederländischen Kamp Heumensoord auf den Ausmarsch.
Soldatinnen und Soldaten aus 34 Nationen
Es ist die 65. Nimwegen-Delegation der Bundeswehr, die in diesem Jahr am Nimwegen-Marsch teilnimmt. Die sogenannten 4daagse mit rund 6.000 militärischen und über 40.000 zivilen Teilnehmenden zählen zu den traditionsreichsten Märschen der Welt. Über 80 Nationen gehen an den Start. Für Alle ist der Marsch ein absolutes Highlight, aber auch eine enorme Herausforderung für Körper und Geist. Das zeigte sich vor allem am dritten Marschtag, als das Thermometer bis über 27 Grad kletterte. Es galt einmal mehr: Sehr viel trinken, längere Pausen als sonst, Schatten suchen und vor allem noch mehr Durchhaltewillen. An Tag 4 werden sogar 30 Grad vorausgesagt. Der Vorstand der 4Daagse beschließt die Marschrouten für die zivilen Teilnehmenden zu verkürzen. Soldatinnen und Soldaten marschieren die vorgeschriebenen 40 Kilometer in Formation – das für sie vorgeschriebene Marschgepäck von zehn Kilogramm darf aber im Camp bleiben.
Um 3.45 Uhr marschiert die 65. Nimwegen-Delegation ein letztes Mal vom Kamp Heumensoord los. 40 Kilometer sind es bis zur Charlemagne, wo die Auszeichnung mit den Medaillen stattfindet. Anschließend geht es die letzten fünf Kilometer über die Via Gladiola ins Ziel.
Delegationsleiter Oberstleutnant Unkelbach: „Unsere Marschiererinnen und Marschierer haben einen sehr guten Ruf in Nimwegen, die Marschierenden sind top vorbereitet und wir kümmern uns als Delegation rund um die Uhr um die Soldaten.“ Aber bei dem Marsch geht es viel mehr als um die körperliche Leistung: „Kameradschaft, Korpsgeist und gute Menschenführung stehen für uns als Delegation definitiv im Mittelpunkt. Klar sind am ersten Marschtag alle hochmotiviert. Die Stimmung an der Strecke ist unfassbar gut, die Zuschauer sind enorm freundlich und alle feuern uns an.“
Stiefel an! Rucksack auf! Vorwärts marsch!
Zurück im Kamp Heumensoord: Um 6.05 Uhr heißt es dann: „Attention, forward march!“ Vorbei am Kommandeur des Landeskommandos Nordrhein-Westfalen, Brigadegeneral Hans-Dieter Müller, und dem Delegationsleiter, Oberstleutnant Peter Unkelbach, geht es für die 19 Marschgruppen der Bundeswehr auf die Strecke. Vorher heißt es immer: „Stiefel an! Rucksack auf! Vorwärts marsch!“ So der Schlachtruf der deutschen Delegation.
Die ersten Meter führen die Marschteilnehmenden durch ein Waldgebiet, weiter geht es Richtung Stadt. Langsam wird die Sonne stärker, die Temperaturen steigen. Am Straßenrand stehen schon frühmorgens viele auswärtige Gäste und noch mehr Einheimische, die applaudieren und den Marschteilnehmenden Snacks und Getränke anbieten. Diese großartige Stimmung in der Bevölkerung begeistert Stabsfeldwebel Pit F. immer wieder. Der gebürtige Stralsunder ist Marschgruppenführer der „Marschgruppe Panzergrenadiere 33/212“. Zum siebten Mal marschiert er in Uniform die 4Daagse. Bis zum ersten Verpflegungsstopp sind es an diesem Tag über 16 Kilometer. „Wahrschau – Verkehrsinsel“, ruft F. laut, um die Kameradinnen und Kameraden auf das Hindernis aufmerksam zu machen. Kurz danach taucht eine Verkehrsinsel auf – sie ist kein Hindernis, sondern eine Herausforderung… und zwar für die Fahnenträger, die zu jeder Gruppe zählen: Traditionell sprintet der Fahnenträger um die Verkehrsinsel und versucht zeitgleich mit seiner Gruppe wieder auf der Strecke zu sein. Keine leichte Aufgabe mit 10 Kilogramm Marschgepäck und bei einer durchschnittlichen Marschgeschwindigkeit von gut 6 Stundenkilometern. Was die Soldaten immer wieder motiviert? Der Marschgesang. Stabsfeldwebel F. stimmt an, seine Gruppe singt lautstark mit. Nach zwei Stunden und 50 Minuten erreichen sie den ersten Verpflegungspunkt an diesem Tag. Obst, belegte Brötchen, Getränke, Brühe – die Verpflegungstrupps haben schon vor dem Abmarsch aus dem Camp alles aufgebaut und vorbereitet. Auch die Sanität steht bereit, um die Soldatinnen und Soldaten zu versorgen. Werden an Tag 1 und 2 vor allem noch geschundene Füße und die verkrampfte Muskulatur versorgt, werden die Einsätze an Tag 3 ernster.
In der Hitze macht der Kreislauf Probleme. Kurzfristig wird ein weiterer „Pitstop“ eingerichtet, damit den Soldatinnen und Soldaten auf den letzten Kilometern genug Wasser erhalten.
Delegationsleiter Unkelbach: „Die Soldatinnen und Soldaten wollen den Marsch unbedingt schaffen. Es ist unsere Fürsorgepflicht, sie bei dem Marsch bestmöglich zu unterstützen. Es ist wirklich phänomenal, was das Funktionspersonal hier leistet. Meinen allergrößten Respekt den Kameradinnen und Kameraden.“
Die körperliche und mentale Herausforderung
Mit 19 Jahren ist Obergefreiter Lennart B. der jüngste Marschteilnehmer der Delegation. Der junge Offizieranwärter marschiert in der Gruppe der Offizierschule der Luftwaffe. Schon mit 17 Jahren machte B. seine Grundausbildung in Stetten am kalten Markt in Baden-Württemberg. Es folgten neun Monate bei den Panzergrenadieren, dann der Wechsel zur Luftwaffe. Denn: „Ich möchte Pilot werden, Helikopterpilot.“ Im Oktober startet sein Maschinenbau-Studium an der Universität der Bundeswehr in München. So war genug Zeit, um sich auf die 4daagse vorzubereiten: „Es ist schon eine sehr lange Strecke; wir marschieren viermal 40 Kilometer – das zehrt auch an meinem Körper.“ B. ist sportlich, mag Bodybuilding und wandern. Aber schon bei einem der Vorbereitungsmärsche in Bern merkte er: „Es ist schon krass.“
Was er auf der Strecke im Gepäck hat? „Immer einige Riegel für etwas Zucker und eine Trinkblase. Wasser ist enorm wichtig, denn man kann schnell dehydrieren.“ Auch die Tipps von erfahrenen Marschteilnehmenden haben B. geholfen: „Beim Laufen den Kopf oben halten, immer fröhlich sein, viel mit dem Nebenmann reden – das lenkt ab, wenn die Knochen irgendwann schmerzen.“
„Auf so einen Marsch sollte sich jeder gut vorbereiten“, betont der Delegationsleiter. Irgendwann machen die Füße Probleme, die Muskeln beginnen zu krampfen und natürlich haben sich Viele auch Blasen gelaufen. Fast rund um die Uhr sind daher die Sanitäter im Einsatz. Frühmorgens vor dem Ausmarsch tapen sie zahlreiche Füße, versorgen die Kameradinnen und Kameraden auf der Strecke, behandeln Wunden und Blessuren nach dem Marschtag.
Ein Hoch auf das Funktionspersonal
„Kaum eine Delegation wird so umfassend betreut wie die Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr“, sagt Oberstleutnant Unkelbach. Das Kern-Organisationsteam mit rund zehn Soldatinnen und Soldaten kommt aus dem Landeskommando Nordrhein-Westfalen und bereitet die Teilnahme der deutschen Delegation inklusive der Trainingsmärsche das ganze Jahr über vor: „Nach dem Marsch heißt vor dem Marsch.“ Darüber hinaus heißt es, innerhalb der Bundeswehr zu klären, wer dann für Sanität, Verpflegung und Unterstützung vor Ort zur Verfügung steht.
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Quelle: ots